Warum gibt es eigentlich verschiedene Gürtelfarben?
Viele Jahrhunderte lang wurde die Kampfkunst von den Großmeistern nur ausgewählten Schülern gelehrt, oder das Wissen blieb überhaupt in der Familie und wurde nur vom Vater zum Sohn weitergegeben. Verschiedenste Stile wurden durch die einzelnen Meister geprägt, viele der Techniken galten als geheim und waren der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zu dieser Zeit war es auch üblich, dass ein Schüler bis zum Abschluss seiner Ausbildung bei seinem Meister blieb. Ein Vergleich zwischen Schülern verschiedener Schulen war damals nicht möglich und auch nicht erwünscht. Gab es Meinungsverschiedenheiten wurden diese üblicherweise in einem Kampf ausgetragen.
Erst mit der Verbreitung der Kampfkunst in den Westen und der Einführung von Wettkämpfen war es notwendig ein System zu schaffen, um den Ausbildungsstand eines Schülers möglichst objektiv feststellen zu können. Dazu wurde eine einheitliche Prüfungsordnung festgelegt und verschiedene Gürtelfarben definiert, die den Ausbildungsstand des Schülers widerspiegeln sollen. Zusätzlich dienen die verschiedenen Gürtelfarben den Schülern natürlich auch als Motivation und Zwischenziele auf dem langen Weg zum Meister.
Die Gürtelfarben des Tae-Kwon-Do
Das Rangsystem (Dan Gup Jedo) im Tae-Kwon-Do ist in 10 Schülerstufen und 9 Meistergrade unterteilt. Die Schülerstufen werden Kup, die Meistergrade Dan genannt. Die Schülerstufen beginnen mit dem 10. Kup, der niedrigsten Stufe und enden mit dem 1. Kup, der höchsten Stufe. Bei den Meistergraden ist es genau umgekehrt, hier ist der 1. Dan die unterste Stufe, der 9. Dan die höchste Stufe. Um eine Stufe auzusteigen, ist natürlich immer das Ablegen einer Prüfung notwendig.
Die verschiedenen Gürtelfarben sind auch als Symbol für den Entwicklungsstand des Lernenden zu sehen:
| Weiß | 10. Kup | Die Farbe weiß steht für für den Winter, den Anfang, den Neubeginn und das Reine, Erhabene. Der Schüler ist noch wie ein unbeschriebenes Blatt, bereit Neues aufzunehmen und zu erlernen. |
| Gelb | 9. Kup | Die gelbe Farbe symbolisiert den Erdboden, der im Winter entsteht und einmal Früchte tragen soll. Der Schüler macht nun seine ersten Schritte in der Kampfkunst. |
| Grün | 8. Kup 7. Kup | Grün ist die Farbe des Frühlings und des Wachstums. Die Bemühungen des Schülers lassen erste Knospen sprießen, das Wachstum beginnt. |
| Blau | 6. Kup 5. Kup | Das Blau symbolisiert die Farbe des Himmels und symbolisiert den erweiterten Blick des Lernenden. Neben der körperlichen Entwicklung hat nun auch die geistige Entwicklung des Schülers begonnen. |
| Braun | 4. Kup 3. Kup | Die braune Farbe steht für den Sommer und für die fruchtbare Erde, auf der der gelegte Samen wachsen und gedeihen kann. Das Fundament, auf dem aufgebaut werden kann, ist nun gelegt. |
| Rot | 2. Kup 1. Kup | Rot ist die Farbe des Sommers und der Sonne, die Zeit des Reifens. Im Sommer sind die Früchte der Natur schon zu sehen, aber sie müssen noch weiter reifen. Für den Schüler gilt es nun das Erlernte weiter zu vertiefen. |
| Schwarz | 1. bis 9. Dan | Schwarz vereint alle Farben in sich und ist die Farbe der Meistergrade, sie steht für den Herbst und für die Zeit der Ernte. Das Haus ist nun komplett erbaut, es ist jetzt an der Zeit im Inneren des Hauses weiterzuarbeiten. |
Die Zuordnung der einzelnen Gürtelfarben zu den Schülergraden ist in den einzelnen Schulen unterschiedlich, die Gürtelfarbe Braun wird ebenfalls nicht immer verwendet.
Warum gibt es eigentlich nur 9 Meistergrade?
Im Fernen Osten ist die 3 eine ganz besondere Zahl, das chinesische Schriftzeichen für drei besteht aus 3 horizontalen Linien, die den Himmel, den Menschen und die Welt symbolisieren. Man war der Ansicht, dass ein Mensch, dem es gelänge, seinem Land, seinen Mitmenschen und Gott zu dienen, einem König gleich wäre. Neun entspricht nun 3 mal 3 und ist gleichzeitig die höchste einstellige Zahl.
Die neun Meistergrade werden nun wiederum in 3 Klassen eingeteilt. Der erste bis dritte Grad wird unter den Meistern als Anfangsstadium betrachtet, sie gelten im Vergleich zu den höheren Graden immer noch als Anfänger. Mit Beginn des vierten Grades betritt der Schüler die Klasse der Experten. Ab dem siebten Grad beginnt die Elite der Meister, die alle geistigen und körperlichen Eigenschaften des Tae-Kwon-Do völlig beherrschen sollen.