Taeguks – der Formenlauf im WTF

Die Taeguk-Formen und die neun Meister-Poomsen wurden von einem Gremium koreanischer Großmeister im Interesse eines gemeinsamen Tae-Kwon-Do und mit dem Ziel keine der vorhandenen Stilrichtungen zu bevorzugen, neu geschaffen. Der Name “Taeguk” bedeutet frei übersetzt “Größe der Ewigkeit” und soll den Ursprung alles Seins symbolisieren, ohne Anfang und Ende, ein Zustand ständiger Wandlung.

Als Diagramme für die neuen Taeguk-Poomse wählte man die acht Zeichen der Macht aus dem I-Ging, dem Buch der Wandlungen, welches auch als das Weltenorakel bezeichnet wird. Jedes dieser acht Zeichen beinhaltet einen Grundgedanken der asiatischen Philosophie, dieser Gedanke ist der jeweiligen Bewegungsform zugeordnet. Vier dieser Zeichen (Himmel, Erde, Wasser und Feuer) finden sich auch in der koreanischen Nationalflagge wieder.

1Taeguk-il-jang
(Himmel)
I-Ging-Zeichen Taeguk 1Der Himmel spendet die Luft, das Licht der Sonne und auch den Regen, damit alles wachsen und gedeihen kann. Somit steht das Zeichen auch für den Beginn und für die Schöpfung. Der Schüler beginnt mit dem Erlernen der ersten Grundelemente und schafft dadurch die Basis für seine persönliche Entwicklung.
2Taeguk-i-jang
(Frohsinn, Heiterkeit)
I-Ging-Zeichen Taeguk 2Der Frohsinn und die Heiterkeit sind ein Ausdruck von persönlicher Ruhe und innerer Kraft. Die ersten Fortschritte ermöglichen dem Übenden nun bereits ein sicheres Auftreten voller Frohsinn.
3Taeguk-sam-jang
(Feuer)
I-Ging-Zeichen Taeguk 3Dem Menschen ist es gelungen, die Macht des Feuers zu zähmen, sodaß es uns Licht und Wärme schenkt. Es vertreibt die Dunkelheit und die Furcht und schenkt uns Zuversicht und Geborgenheit. Unkontrolliert bringt das Feuer aber Zerstörung, Furcht und Schrecken. Das tief in uns schlummernde Feuer soll daher kontrolliert zu unserem Wohle dienen und nicht der sinnlosen Zerstörung.
4Taeguk-sa-jang
(Donner)
I-Ging-Zeichen Taeguk 4Der Donner ist für den Menschen furchterregend, aber er bedeutet auch Kraft und Macht. Wir sollen mit dieser Form lernen, auf unsere eigenen Kräfte zu vertrauen und einer Gefahr ruhig und gelassen entgegenzutreten.
5Taeguk-oh-jang
(Wind)
I-Ging-Zeichen Taeguk 5Taeguk-oh-jang steht für den Wind, aber auch für das Sanfte. Sanfte Winde vertreiben die Wolken, tragen den Samen und bestäuben die Pflanzen, aber als Orkan kann der Wind auch furchtbare Zerstörungen verursachen. Da aber Orkane und Tornados selten vorkommen, ist die eigentliche Natur des Windes gutartig.
6Taeguk-yuk-jang
(Wasser)
I-Ging-Zeichen Taeguk 6Ohne Wasser ist kein Leben möglich, Wasser ist weich und nachgiebig und umgeht alle Hindernisse. In den Stromschnellen und Wasserfällen zeigt sich aber auch die Kraft und Stärke des Wassers. Mit dem Symbol des Wassers soll das ruhige Selbstvertrauen des gefestigten Menschen zum Ausdruck kommen, der wie das Wasser sein Wesen nicht ändert, sondern den Schwierigkeiten gelassen entgegensieht.
7Taeguk-chil-jang
(Berg)
I-Ging-Zeichen Taeguk 7Ein Berg steht unverrückbar fest, er steht für Stabilität und Festigkeit. Diese Festigkeit kann der Mensch dadurch erringen, dass er geht, wenn er muss und anhält, wenn dies geboten ist. Die Bewegungen der Form drücken daher auch den ständigen Wechsel von Bewegung und Halt aus.
8Taekug-pal-jang
(Erde)
I-Ging-Zeichen Taeguk 8Die fruchtbare Erde ermöglicht die Entwicklung und den Fortbestand des Lebens, sie ermöglicht Wachstum und Reifen. Diese Form ist die letzte Stufe des Schülers auf dem Weg zum Dan-Träger und zeigt die Früchte der bisherigen Arbeit.

Die neun Meister-Poomsen hingegen besitzen alle unterschiedliche Symbole, die der Geschichte und Entwicklung Koreas oder den Mysterien der Welt entnommen wurden:

1KoryoZeichen KoryoDie Koryo-Dynastie (918-1392) war der Namensgeber des heutigen Koreas und hatte großen Einfluss auf dessen heutige Kultur. Bereits 1234 benutzten die Koreaner metallene Druckbuchstaben, zwei Jahrhunderte vor der Erfindung der Druckkunst in Europa. Auch die berühmte Koryo-Keramik entstammt jener Zeit. Viele Jahrhunderte verteidigten sich die Koreaner tapfer und entschlossen gegen die Horden der Mongolen, die die ganze Welt in Angst und Schrecken versetzten. Sich mutig und entschlossen einem mächtigen Feind zu stellen und ihm auch zu widerstehen, ist die Geisteshaltung dieser Form.
2KumgangZeichen KumgangFür den Koreaner bedeutet Kumgang im Allgemeinen “zu fest, um zerbrochen zu werden”, während buddhistische Mönche darunter das Ende aller Seelenpein durch Weisheit und Tugend verstehen. Die Form beruht auf der geistigen Kraft, die der Erhabenheit der Berge und der Härte und Reinheit eines Diamanten gleichen soll. In chinesischer Schrift steht das Zeichen für Berg, als Symbol für das Kumgang-Gebirge in Korea.
3TaebakZeichen TaebaekEiner Sage nach soll Tangun, der erste König Koreas, seinen Staat auf einem Berg des Taebaek-Gebirges, welches entlang der Ostküste Koreas verläuft, gegründet haben. Dieser Berg wird heute Baekdu genannt und wird von den Koreanern als ihr Landessymbol verehrt. Die genauen und schnellen Bewegungen der Form spiegeln die Entschlossenheit und Strenge von König Tangun wider, währen die ineinander fließenden Bewegungen die homogene Entwicklung des koreanischen Volkes versinnbildlichen sollen.
4PyongwonZeichen PyongwonDie Ebene – Pyongwon – gibt dem Menschen Nahrung und Lebensraum, die endlose Weite vermittelt dem Betrachter ein Gefühl von Freiheit und Erhabenheit. Dies wird durch die Geradlinigkeit des Zeichens symbolisiert. Das hohe Maß an Gleichgewicht, das die Form fordert, symbolisiert die Sicherheit, welche die Ebene unserem Leben bietet.
5SipjinZeichen SipjinDas Symbol dieser Form entspricht dem chinesischen Zeichen für Zehn. Das Dezimalsystem, aus den zehn Fingern entstanden, schuf die Basis für das Rechnen, für eine geregelte Ordnung. Diese Ordnung ist auch Voraussetzung für die unaufhaltsame Entwicklung und das Wachstum. Die Form verlangt daher absolute Genauigkeit und ist geprägt von einer strengen Ordnung der vielfältigen Techniken.
6JitaeZeichen JitaeDas Leben entstammt der Erde und kehrt nach dem Tod auch wieder in sie zurück. Die Erde symbolisiert somit auch den Anfang und das Ende. Die Erde selbst wird durch verschiedene Naturphänomene geformt und ist in ständiger Veränderung. In der Form wechseln schnelle und kraftvolle Bewegungen mit langsamen Konzentrationsphasen. Diese langsamen Bewegungen sollen die innere Kraft des Ausübenden zum Ausdruck bringen.
7ChonkwonIn alten Zeiten galt der Himmel als Herrscher über das Universum und die Menschheit und man glaubte, dass der Himmel die Natur geschaffen hatte. Diese Spiritualität findet sich in den ruhigen Bewegungen dieser Form wider, die vitalen und kraftvollen Bewegungen hingegen gleichen einem Adler, der sich majestätisch in den Himmel erhebt.
8HansuWasser gilt als Ursprung des Lebens, es ist weich und geschmeidig und kann sich jeder Form anpassen. Es kann ruhig und still, aber auch wild und aufgewühlt sein. Aus einzelnen Tropfen bilden sich Rinnsale, Bäche, Flüsse und das Meer. In der Form werden die Eigenschaften des Wassers durch fließende und kraftvolle Bewegungen dargestellt. Sie symbolisieren die Vielfalt und Anpassungsfähigkeit des Tae-Kwon-Do.
9IlyeoZeichen IllyoDas Wort Illyo drückt im Buddhismus den höchsten Reifegrad, der Einheit von Körper und Geist, aus. Diese Einheit und Harmonie von Körper und Geist ist das eigentliche Ziel des Tae-Kwon-Do’s. Der Gedanke und die Ausführung einer Technik verschmelzen miteinander, konzentrierte Aufmerksamkeit verdrängt alle störenden Gedanken. Die Bewegungen dieser Form erfordern daher höchste Konzentration und vermitteln den Eindruck höchster Reife und Vollkommenheit.